Ich glaube nicht an die Trotzphase…
Hier ein paar offene Gedanken von mir, einer nicht-ausgebildeten Pädagogin, die auf ihr Herz und ihre Tochter hört.
Es ist bitterkalt draußen
“Das Kind muss dringend die Lammfell-Stiefel anziehen”, denke ich. Ich greife die Stiefel und aus dem Nichts bekommt meine Tochter einen Schreikrampf. Tränen rollen und sie ist so außer sich, dass sie die Stiefel durch die Gegend wirft. Was ich in dem Moment nicht weiß: Sie schafft es in ihrer Wut nicht mir zu sagen, dass sie unbedingt die gelben alten Gummistiefel anziehen wollte, die ihre Freundin auch in der Kita letztens an hatte.
Meine Tochter möchte einen Fruchtzwerg. “Klar, kein Problem” sage ich, gehe zum Kühlschrank, hole einen raus und öffne ihn für sie wie immer mit nur einer Ecke, weil sie die so gerne selber aufzieht. Und trotzdem erwartet mich das gleiches Szenario wie bei den Stiefeln. Sie ist außer sich, bricht auf dem Boden zusammen. Ich kann sie nicht beruhigen, weil sie SO wütend ist. Was ich in dem Moment nicht weiß: Sie wollte mir voller Stolz zeigen, dass sie den Fruchtzwerg jetzt alleine öffnen kann, weil Oma ihr das gezeigt hat.
Das sind zwei Beispiele aus ca. 100, ...
...die wir momentan im Alltag erleben. Ich sitze auf dem Boden und frage mich, ob ich als Elternteil jemals wieder was richtig machen werde in den Augen meiner Tochter. Immer Ratschläge kommen von allen Seiten … ”Jetzt beginnt die Trotzphase”” - “Dein Kind hat dich ja ganz schön im Griff”
Es sträubt sich ALLES in mir zu glauben, dass das der Fall ist und so habe ich extrem viel gelernt in den letzten Monaten und würde gerne meine wichtigsten Leitsätze mit euch teilen:
- Kinder sind nicht trotzig. Sie haben einfach manchmal nur richtig gute Ideen, die die Erwachsenen nicht sehen.
- Kinder tun Dinge nicht gegen dich, sondern für sich. Sie ärgern dich nicht absichtlich, sondern haben einen eigenen kleinen Mini-Plan im Kopf.
- Kinder brauchen Raum und dürfen wütend sein. Gefühle zeigen ist ok! Manchmal braucht es auch einen Wutsturm und Tränen, um Emotionen richtig regulieren zu können.
- Ich kann am besten für mein Kind da sein, wenn es mir selber gut geht. Wir müssen kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir uns wichtige me-Time für uns selbst nehmen.
Und falls du das gerade mal hören musst: Alle Eltern, wirklich alle, gehen durch diese Phasen mit den Kindern. Du bist nicht allein. Du bist stark. DU schaffst das.